Januar bis Mai 2017
Nach meinem Urlaub machte ich mich auf die Suche – nach einem Lichtblick und einer Anleitung zum Thema „Selbstständigkeit“. Und was war ich überrascht, wie viel Material es dazu gab. Ich durchforstete alle Blogs, Podcasts und kaufte Bücher. Zum Beispiel der „Freiberufler Atlas“, „Der Weg des Künstlers“ oder „Mach dich selbstständig!: Das Praxishandbuch für Gründerinnen und Karrierefrauen“.
Und ich besuchte Netzwerktreffen. Was ich direkt merkte: Das Thema PR & Marketing kommt an. Selbstständige brauchen PR & Marketing Unterstützung, weil sie nicht vom Fach sind.
„Ok, dachte ich, das Thema passt schon mal – aber wie erhalte ich in einer Selbstständigkeit Kunden?!“.
Doch auch diese Frage war schnell beantwortet. Ich unterstützte eine Netzwerk-Bekanntschaft kostenfrei bei ihrer Pressearbeit und wir konnten ihr Business-Thema in der „Wunderweib.de“ platzieren. Ein toller Erfolg, denn ich mal eben neben 40 Stunden Vollzeit-Anstellung einstielte.
Sie empfahl mich an eine andere mittlerweile bekannte Unternehmerin, die Frauen-Kongresse veranstaltet und ich hatte meine erste Kundin. Diese empfahl mich ebenfalls weiter und nachdem ein Bekannter auch noch Pressearbeit benötigte, hatte ich also plötzlich 3 Kunden, die ich neben meinem Fulltime-Job betreute. Ich brauche dir nicht zu sagen, was das für ein Kraftakt war. Aber ich war sooo glücklich, dass dieses Business-Ding funktionierte.
Bitte glaube an dieser Stelle nicht, dass ich mir mit diesen Kunden schon mein Leben finanzieren konnte. Das war nicht der Fall. Ich hatte ja immer noch mein altes Moneymindset und nahm viel zu wenig Geld für meine Dienstleistung.
Juni bis Oktober 2017
Nebenbei schrieb ich an meinem Businessplan und ließ mich bei der IHK diesbezüglich beraten – das war so im Juni 2017 und ich „musste“ mir für die Termine immer Urlaub nehmen. Und von denen hatte ich nicht viele. Ich glaube, es waren 24 Tage im Jahr. Mein Freiheitsgedanke wuchs stetig.
Warum ein Businessplan so wichtig ist? Damit du den sogenannten Gründerzuschuss beantragen kannst. Nicht jeder erhält ihn, aber ich hatte Glück und einen tollen Berater, dessen Büro voller Weltkarten war. „Ha, ein Gleichgesinnter dachte ich mir“ und quatschte nebenbei mit ihm über sein Studium der Geologie und Südamerika. Die Verlängerung des Gründerzuschusses habe ich übrigens auch erhalten.
Natürlich erhielt ich die Förderung nicht als ich fest-angestellt war. Aber in dieser Zeit bereitete ich alles Wichtige vor, um sie schnellstmöglich im Falle der Selbstständigkeit zu erhalten. Und die trat früher ein, als ich dachte!
Kennst du das, wenn du ein ungutes Bauchgefühl hast? Dieses Gefühl umtrieb mich, in der Werbeagentur in der ich angestellt war, die ganze Zeit. Ich fühlte mich nicht sicher und hatte Angst meinen Job zu verlieren. Nicht weil ich schlecht war, aber weil die Agentur einfach nicht genügend Kunden „an Land“ zog.
Eine Kollegin von mir war im Juli gekündigt worden und ich wurde das Gefühl nicht los, dass das Agentur-Schiff zu sinken begann. Diese Angst ließ mich in Hochtouren arbeiten – manchmal bis 1 Uhr nachts. Denn parallel zu Kunden, Vollzeitjob arbeitet ich an meinem neuen Projekt „Website“.
Der Wecker klingelt dann ungnädig morgens wieder um 7 Uhr, damit ich pünktlich um 9 Uhr meinen Job antreten konnte. Wenigstens konnte ich mir die Zugfahrt mit Podcasts zum Thema Selbstständigkeit ablenken.
Warum ich nicht einfach kündigte? Zum einen wäre mein Vertrag offiziell zum Februar 2018 ausgelaufen, denn er war befristet. Diese Zeit wollte ich mir nehmen, um mich weiter vorzubereiten und Geld zu sparen. Zum anderen wusste ich, wenn ich selber kündige, habe ich keine Chance den Gründerzuschuss zu erhalten.
Die Kündigung via Facebook
Doch es kam anders, mein Chef kündigte mich Ende Oktober via Facebook und sendete mir die Kündigung via E-Mail zu (das ist nicht rechtmäßig).
Ich könnte jetzt an dieser Stelle schimpfen. Über einen gemeinen Chef, über fehlende Anerkennung und eine schlechte Bezahlung. Tu‘ ich aber nicht – denn wie in jeder Beziehung gehören auch zu einer Berufsbeziehung zwei Personen.
Ich konnte durch meine NLP Master Ausbildung sehr viel über mich herausfinden und vieles, was ich damals als gemein oder unfair verstand, war selbst kreiert. Ich habe mich mit meinem Ex-Chef leider nur gerichtlich einigen können.
Dieser Schritt hat mir geholfen, dass erste Mal in meinem Leben richtige Grenzen zu setzen. Ich vermute, mein Chef hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt gewaltig unterschätzt und war selber sehr überrascht, dass ich ihn verklagte. Das hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gemacht und hoffe es auch nicht noch einmal machen zu müssen.
Zum heutigen Zeitpunkt weiß ich: Vier Jahre lang hattet ich, trotz doppeltem Masterabschluss in Philosophie und Sprach- & Kommunikationswissenschaften sowie Berufserfahrung, die ich fleißig bereits in der Schule und im Studium gesammelt hatte, auf unterstem Einkommensniveau gelebt.
Ich fing als Praktikantin nach meinem Studium in Werbeagenturen an, für 450 € brutto, durfte dann in der Werbeagentur ein Volontariat machen für 1.500 € brutto und endete als Head of Public Relations bei 2.250 € brutto. Fulltime natürlich!
Am Anfang machte ich mich noch selber klein und nahm mir Sätze von Kolleginnen sehr zu Herzen wie „das kann ja sogar unsere Volontärin ganz gut“ oder „Aline, also diese Text geht gar nicht …“
Ich fühlte mich wertlos und unbrauchbar – ein gefährliche Situation fürs Selbstbewusstsein. Erst mit dem Wechsel in die neue Agentur wurde es besser.
Und plötzlich regte sich da etwas in mir: Wut! Ich bemerkte, dass nicht ich komisch war – naja vielleicht ein bisschen – sondern die anderen nen ziemlichen Knall hatten. Der Frust über die mangelnde finanzielle Wertschätzung wuchst und wandelte sich zu Zorn und Ärger. Ich fühlte mich verarscht und ausgenutzt und nahm mein Leben ENDLICH in die eigene Hand und bezog Verantwortung für mich und meine Situation!
Denn niemand außer mir selber würde sich darum kümmern, dass ich mein Wunschleben führen würde. Feen die einem Wünsche erfüllen gibt es nur im Märchen – also musste ich selber zu meiner Fee werden.
Toll, liebe Aline! „Eine Selbstständigkeit ist ein lebenslanger Prozess.“ … ja, das ist so. es ist überhaupt ein Prozess und nicht ein Tag X und danach läuft alles. Vor allem ist es wichtig sein Angebot, sein Tun immer wieder anzupassen und nicht zu denken, dass es nun die nächsten 12 Monate genauso weiter läuft. Ich wünsche dir einen schönen Tag! Sirit von Textwelle, der Textagentur.
Danke liebe Sirit! Ich stimme dir absolut zu. Wir als Selbstständige dürfen wandelbar bleiben. Liebe Grüße Aline
Hey Aline,
ich bin gerade zufällig auf deinen Beitrag gestoßen. Danke für den ehrlichen und sehr nahen Einblick. Ich habe mich vor einem Monat ebenfalls selbstständig gemacht und mir hilft es sehr, andere Erfahrungsberichte zu lesen.
Ganz liebe Grüße,
Nina
Nina Zoe – Personal Styling
http://www.ninazoe.com